Speakers´ Corner im Europadorf

Was ist die „Speakers’ Corner“? Speakers’ Corner (deutsch: Ecke der Redner) ist ein Versammlungsplatz am nordöstlichen Ende des Hyde Parks in London in unmittelbarer Nachbarschaft zum Marble Arch. Durch einen Parlamentsbeschluss vom 27. Juni 1872 (Royal Parks and Gardens Regulation Act) darf hier jeder ohne Anmeldung einen Vortrag zu einem beliebigen Thema halten und auf diesem Weg die Vorbeigehenden um sich versammeln. Hinweisschilder weisen aber darauf hin, dass die britische Königin und die königliche Familie nicht Inhalt einer Rede sein dürfen. Typischerweise stellen sich die Redner auf eine mitgebrachte Kiste oder kleine Trittleiter, um etwas erhöht zu stehen. Obwohl die Mehrzahl der regelmäßig auftretenden Redner recht skurril ist, sah Speakers’ Corner auch Berühmtheiten wie Karl Marx, Lenin und George Orwell.

Neuwieder nehmen kein Blatt vor den Mund Bürgermeinung

 

Festbesucher nutzen Angebot für Lob und Kritik

Seit 22 Jahren gibt es das Europadorf auf dem Deichstadtfest und ebenso lange belebt der Freundeskreis Neuwied-Bromley mit immer wieder neuen Ideen den Sonntagmorgen des Festwochenendes. War es jahrelang die Hutparade, die die Massen bewegte, so ist es seit einiger Zeit die Speakers’ Corner, die am Sonntagmittag im Europadorf für Furore sorgt. Nach britischer Hyde-Park- Tradition dürfen hier Bürger das Wort ergreifen und zu einem Thema ihrer Wahl sprechen. Und wer jetzt meint, dass das im braven Neuwied doch wohl kaum jemand tun würde, der irrt gewaltig. Mehr als ein Dutzend Sprecher wagten sich ans Pult, um vor rund 200 Zuhörern ihr Thema an den Mann und die Frau zu bringen. Statt unbegrenzter Redezeit und böser Zwischenrufe gab’s dabei klare Regeln: In voller Ehrengarde-Montur wachte Alexander Baum mit goldener Taschenuhr und Glocke über die maximale Rededauer von vier Minuten und er hätte wohl auch böse Zwischenrufer zur Ordnung gerufen, hätte es denn welche gegeben. Stattdessen gab es Themenvielfalt und einen Einblick in das, was Neuwieder Bürger bewegt: Deichvorgelände und Radwege, tolerantes Zusammenleben oder die öffentliche Ordnung waren Inhalte der leidenschaftlichen Ansprachen. Radfahrer, Autofahrer und Fußgänger kamen zu Wort und schilderten ihre Sicht der Dinge. Ankündigungen, Lob und Kritik, viele Anregungen und nur ein ganz kleines bisschen Ironie würzten die Vorträge. Einige mögen da mit spitzen Ohren gelauscht haben: Oberbürgermeister Nikolaus Roth und Landtagsabgeordneter Fredi Winter sowie einige Stadträte hatten zwar statt Blatt und Stift ein kühles Getränk vor sich auf dem Tisch, dürften aber so manches mit in die Gremien genommen haben. Viele hatten ihre Ansprache angekündigt, andere traten spontan ans Pult, um ihre Meinung kundzutun. „Das ist jetzt wirklich nicht vorprogrammiert. Der redet ganz natürlich und von selber“, versicherte Robert Raab, der zusammen mit Inge Gütler witzig und charmant moderierte. Er hatte als „echter Schärjer-Meckerer“ den Anfang gemacht und das Eis gebrochen. Den Abschluss überließ er dann der Dame. Und Inge Gütler nutzte die Gunst der Stunde, um in ihrer „speech to the people“ das gemeinsame Feiern auf dem Deichstadtfest in den Mittelpunkt zu rücken: „Wir haben hier seit vielen, vielen Jahren eine solch friedliche Atmosphäre. Darauf können wir stolz sein!“

Bericht in der Rhein Zeitung von Andrea Niebergall

 

Fotos privat

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